ILCA 6 World Championships im Oman

Ein Bericht von Julia Büsselberg

Ein 5. Platz bei meiner 4. Seniorinnen-Weltmeisterschaft - so kann ein erfolgreiches Jahr zu Ende gehen. Die letzten zwei Wochen durfte ich nochmal das kalte ungemütliche Deutschland verlassen und im Oman an der Weltmeisterschaft der ILCA 6 teilnehmen. Mein Ziel war es, an die bis dahin super verlaufende Saison anzuknüpfen, meine Leistungen zu bestätigen und mit einem Top15 Platz nach Hause zu fahren. Dass es dann noch besser lief und am Ende Platz 5 mit nur 7 Punkten Rückstand zur Führenden wurde, macht mich mega glücklich. So habe ich mir noch Verbesserungspotenzial für die nächste WM gelassen ; ).

Los gings von Berlin nach Zürich und von Zürich nach Maskat. Nach 15 Stunden Reisezeit konnten wir dann müde ins Bett fallen. Am nächsten Tag galt es, sich langsam an die Hitze (über 30 Grad) zu gewöhnen, das Charterboot klar zu machen und bereits einmal warm zu segeln. Die folgenden Tage haben wir fleißig trainiert und in einigen Trainingsrennen die Fokuspunkte für die Rennen erarbeitet.

Nach der Vermessung und einem Ruhetag ging es dann endlich los. Mangels Wind jedoch erstmal mit Warten an Land. Nachmittags sind wir dann doch noch aufs Wasser geschickt worden und haben aber nicht mehr als einen Startversuch geschafft. Am zweiten Tag standen damit 3 Rennen auf dem Plan.


Ich begann die WM mit einem guten Start am Pinend. Dann aber drehte der Wind nach rechts und frischte in der Mitte lokal auf, sodass es gar nicht mehr so gut aus sah. An der Luvtonne kam ich noch im Mittelfeld an und konnte mich insgesamt auf Platz 14 vorarbeiten. Bereits das erste Rennen war somit ein aufregendes mit Wechselspiel der Gefühle. Langsam ein Gefühl für den Tag bekommend ließ ich Platz 2 und 1 folgen und schloss den ersten Tag als Führende ab. Mit aufkommenden Halsschmerzen, vielleicht war es doch zu viel Klimaanlage überall, folgte eine sehr unruhige Nacht. Am dritten Tag schafften wir nur ein Rennen, das ich wegen eines Frühstarts nicht mitsegeln durfte. Noch war nichts verloren, sagte mir mein Trainer. Und den vierten Tag durfte ich immer noch ein Führungsleibchen tragen. Nicht mehr das gelbe für die Führende, aber immerhin noch blau für die Nummer 2. An diesem Tag hatte ich eine unglaubliche Intuition und einen super Bootsspeed, der mich aus schwierigen Situationen immer wieder in die Top 10 zurückführte, sodass ich am nächsten Tag immer noch im blauen BIP ablegte. Tag 5 war ein schwieriger für mich. Den ersten Start habe ich vermasselt - und auf der Suche nach einer freien Bahn habe ich eine Vorfahrtssituation falsch eingeschätzt. Nach den Strafdrehungen und einem starken Linksdreher (ich bin natürlich rechts gestartet) war ich also abgeschlagen letzte. Es war fast schon ein Wunder, dass ich mich noch auf Platz 41 vorgekämpft habe. Doch auch davon ließ ich mich nicht unterkriegen und es folgte ein 3. Platz. Im letzten Rennen des Tages habe ich nach einem guten Start zu sehr die Kontrolle halten wollen, was dann leider ziemlich in die Hose ging und nur Platz 36 dabei heraussprang. Vor dem letzten Tag war ich damit auf Gesamtplatz 10 in der Ergebnisliste. Immer noch ein guter Platz, aber ich wollte mehr. Voll auf Angriff geschaltet habe ich am letzten Tag alles gegeben und bin mit Platz 2 und 1 dafür belohnt worden. Für eine Medaille hat das leider nicht mehr gereicht, aber mit 6 Rennen besser als Platz 4 kann ich mehr als zufrieden sein. Schließlich ist z.B. die frisch gebackene Olympiasiegerin nur einen einzigen Punkt vor mir gelandet, und mein vorher gesetztes Ziel habe ich deutlich erreicht. Nach der Rückgabe der Charterboote und der Siegerehrung hieß es Kofferpacken und auf zum Flughafen (eine aufregende Geschichte für sich). In Berlin wurden mein Trainer Thomas und ich dann herzlich in Empfang genommen.

Insgesamt hat es mir im Oman super viel Spaß gemacht. Sowohl das Segeln als auch die Tatsache, dass alle Segler im gleichen Hotel gewohnt haben und dies das Zusammenkommen enorm erleichtert hat. Die Hotelanlage habe ich nur einen Nachmittag verlassen, um einmal richtige Wüste zu sehen, die wir quasi vor der Haustür hatten. Das Vorhaben endete in einer Dünen-Rallye-Tour, in der ich tausend Tode starb und genauso viel Adrenalin hatte wie während der Rennen der WM.